Lesen lernen ist wahrscheinlich die wichtigste Fähigkeit, die Grundschüler vermittelt bekommen. Nur durch Lesen können Kinder in den folgenden Jahren dem Unterricht und den Lerninhalten folgen. Menschen, die nicht lesen können, bleibt aber vor allem die wunderbare Welt der Bücher verschlossen, mit all ihren Geschichten, Bildern, Abenteuern, Fantasien und Helden.
Pädagogen sind sich sicher: Ob ein Kind schnell lesen und die Rechtschreibung lernt, entscheidet sich schon lange vor der Einschulung. Kleinkinder, denen bei der Erziehung schon früh viel von den Eltern vorgelesen wird, entwickeln eine gute Beziehung zu Büchern und dem geschriebenen Wort. Voraussetzung, um später selbst gut zu lesen, ist ein Gefühl für die Sprache. Bereits Kindergartenkinder erkennen, dass die Buchstaben Symbole für bestimmte Laute sind. Auch ein großer und geübter Wortschatz, den Kinder am Besten durch Vorlesen erwerben, hilft später beim Lesen. Doch nicht nur das regelmäßige Vorlesen bereitet auf die Schule vor, auch das Anhören von Hörspielen, Singen und Reimen vermitteln Spaß an der Sprache. In der Vorschule wird erstes Lesen und Schreiben gelehrt, damit zum Beispiel schon der eigene Name geschrieben werden kann. Vorschüler haben außerdem oft Spaß an Übungen in Vorschulheften oder Lernprogrammen am Computer oder Handy. Das passende Schulzubehör darf natürlich auch nicht fehlen.
Bis zum Ende der zweiten Klasse sollten Grundschüler flüssig und sinnverstehend lesen können. Zur Einschulung sind die Unterschiede bei den Erstklässlern sehr groß. Einige haben sich schon vorher selbst erstes Lesen beigebracht. Andere kommen ohne jegliche Vorkenntnisse in die erste Klasse. Das macht die Unterrichtsgestaltung für den Lehrer nicht ganz einfach. Die starken Schüler sollen sich nicht langweilen, während die schwächeren Schüler nicht überfordert werden dürfen. Idealerweise kann das Lerntempo individuell angepasst werden, sodass die einen schon erste Texte lesen, während die anderen noch das Alphabet erlernen. Nach welcher Lehrmethode das Lesen vermittelt wird, hängt vom Bundesland und teilweise auch von der Schulwahl ab. Derzeit gängig ist die sogenannte Anlauttabelle, auf der jeder Buchstabe mit einem Wort verknüpft wird, zum Beispiel "M" = "Maus". Auf diese Weise können auch Schüler, die vorher das Alphabet noch nicht kannten, die richtigen Buchstaben und Vokale heraussuchen. Später werden ganze Worte anhand ihrer Silben erarbeitet. Trotzdem tun sich einige Schüler eben leichter mit dem Erkennen und Verknüpfen der Buchstaben als andere.
Wenn Euer Kind Schwierigkeiten beim Lesen lernen hat, solltet Ihr Euch nicht zu viele Sorgen machen. Manchmal brauchen die Grundschüler länger, bis sie das System verstanden haben. Ist dies aber erstmal erzielt, kann es plötzlich schnell gehen. Einer der wichtigsten Lerntipps: Das regelmäßige Üben. Es sollte allerdings nicht zu frustrierend für das Kind werden. Sucht Euch Texte, die für Euer Kind interessant sind, egal zu welchem Thema. Dann könnt Ihr zum Beispiel ausmachen, dass das Kind zwei Sätze liest und Ihr dann die nächsten zehn Sätze. Oder immer abwechselnd eine Seite. Ideal sind spezielle Bücher für Leseanfänger, da dort die Schrift größer ist und die Wörter und Sätze einfacher. Diese Bücher kann man auch in vielen Büchereien ausleihen. Wählt eine reizarme Umgebung, in der die ganze Konzentration des Kindes auf dem Buch liegt und nicht nebenbei der Fernseher oder das Radio läuft. Achtet darauf, dass das Kind das Gelesene auch versteht. Schulkinder, die langsam und stockend lesen, wissen häufig am Ende des Satzes gar nicht mehr, um was es in dem Text ging. Besprecht in dem Fall den Inhalt und lasst Euch den Satz noch einmal vorlesen.