Rund 95% aller Kinder von drei bis fünf Jahren besuchen einen Kindergarten. Dort lernen sie ganz automatisch, sich in eine Gruppe zu integrieren, gewisse Regeln einzuhalten und mal einige Stunden ohne ihre Familien zu verbringen. Zudem werden Vorschüler im Jahr vor der Einschulung bereits auf die Schule vorbereitet. Die meisten Kitas haben von 7.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Doch Kindergarten ist nicht gleich Kindergarten. Eltern haben heute die Wahl zwischen verschiedenen Kindergartenmodellen. Die Kosten für den Kindergarten spielen dabei natürlich auch eine Rolle. Welche Pädagogik in der Kita gelehrt wird, bestimmt der Träger, also derjenige, der den Kindergarten finanziert. Dies kann die Stadt oder die Gemeinde sein, die evangelische und die katholische Kirche, Wohlfahrtsverbände wie die AWO, private Träger oder Elterninitiativen.
In integrativen Kindergärten spielen gesunde, zeitgerecht entwickelte Jungen und Mädchen und behinderte oder entwicklungsverzögerte Kindergartenkinder miteinander. Der Schwerpunkt liegt darin, Toleranz zu fördern und Vorbehalte gegenüber behinderten Menschen zu verhindern. Die Förderkinder profitieren von der Gruppendynamik der nicht-eingeschränkten Kinder. An ihnen können sie sich orientieren und sie nachahmen. In Integrationskindergärten arbeiten zusätzlich zu den Erzieherinnen auch speziell geschulte Fachkräfte wie Heilpädagogen, Physiotherapeuten oder Psychologen. Meist gibt es mehr Betreuungspersonen in den Gruppen als in Regelkindergärten. Die eingeschränkten Kindergartenkinder erhalten mehrmals in der Woche spezielle Fördereinheiten, zu denen sich dann jedoch häufig auch nicht-eingeschränkte Jungen und Mädchen gesellen.
Dieses Konzept geht auf Maria Montessori zurück. Sie entwickelte die Montessori-Lehre, die darauf gründet, die Selbstständigkeit des Nachwuchses zu fördern. Über allem steht bis heute das Motto „Hilf´ mir, es selbst zu tun“. Im Montessori Kindergarten wird daher besonderer Wert darauf gelegt, den Kindergartenkindern möglichst wenig abzunehmen und sie darin zu bestärken, verschiedene Handlungen selbst zu erledigen. An- und Ausziehen oder das Öffnen des Kindergartenrucksacks gehören dazu. Montessori Kindergärten sind häufig Elterninitiativen, was bedeutet, dass die Eltern verschiedene Ämter übernehmen und bei diversen Aktionen dabei sind. Aufgaben wie Handtücher waschen oder Aufräum-Wochenenden sind Elternsache. Dafür haben Mütter und Väter ein großes Mitspracherecht bei allem, was den Kindergarten betrifft.
Die Waldorf Pädagogik wurde in den 1920er Jahren von Rudolf Steiner entwickelt. Im Waldorf Kindergarten wird die Kreativität und die künstlerische Entfaltung jedes Kindes gefördert. Es soll nichts erzwungen werden, sondern die Kindergartenkinder sollen selbstständig lernen und erfahren. Um nicht von der eigenen Kreativität und Fantasie abzulenken, gibt es im Waldorf Kindergarten nur wenig Spielzeug. Basteln mit Naturmaterialien und draußen spielen sind wichtige Bestandteile. In einigen Waldorf Einrichtungen gibt es Vorschriften, dass Kleidung oder Kindergartenrucksäcke mit Comicmotiven nicht getragen werden dürfen. Waldorf Kindergärten sind meistens Elterninitiativen. Daher ist der monatliche Beitrag auch deutlich höher als beispielsweise in städtischen Einrichtungen. Allerdings können Erziehungsberechtigte sich auch sowohl in praktischen wie auch in gestalterischen Ideen mit einbringen. Ihr solltet Euch vor der Anmeldung schon mit dem Thema Waldorf auseinandersetzen und überlegen, ob Ihr als Familie hinter diesem Konzept steht.
Das Reggio Modell gibt es seit den 1960er Jahren. Auch hier wird bei der Erziehung viel Wert auf die Selbstständigkeit, kreative Entwicklung und individuelle Förderung gelegt. Wichtiger Bestandteil des Reggio-Konzepts ist die Gleichwertigkeit von Erzieherin, Eltern und Kindergartenkindern. Zum Beispiel werden Regeln von allen gemeinsam beschlossen. Da Kindergartenkinder nichts Vorgefertigtes vorgesetzt bekommen sollen, gibt es auch nur wenig Spielzeug im Kindergarten. Dieses wird weitestgehend von den Kindergartenkindern und Erziehern selbst aus Naturmaterialien gebastelt.
Waldkindergärten sind mittlerweile weit verbreitet. Die Waldkinder spielen hauptsächlich im Wald und der Natur. Lediglich eine Waldhütte oder ein Bauwagen bietet Schutz bei extremer Witterung. Vorgefertigtes Spielzeug gibt es kaum. Durch das Spielen mit Naturmaterialien soll die Kreativität und Naturverbundenheit gefördert werden. Wenn Euer Kind in einen Waldkindergarten geht, müsst Ihr in gute Outdoor-Kleidung und einen robusten Kindergartenrucksack investieren. Meist gibt der Kindergarten dazu Empfehlungen ab.